Lokbau

Ein kurzer Abriss zur prinzipiellen Herstellung der hier gezeigten Lokomotiven.

( und der Geschichte meiner persönlichen Erfahrungen :-) )

 

Hier eine Köf II  auf Arnold - Fahrwerk sowie eine ÖBB 2060 im kompletten Eigenbau entstanden.

1. Kapitel, Anfänge 1978

In den ersten Jahren meiner ersten Versuche eine Lokomotive in der Spurweite N selber zu bauen, diese Anfänge reichen bis in das Jahr 1978 zurück und gründen auf Anregungen der "Kleine Modellbahn-Reihe" aus dem Alba-Verlag (ein großes Dankeschön an dieser Stelle an den Verlag für die vielen nütztlichen Infos und viele Jahre Modellbauspass!), in dieser Zeit also war es praktisch unmöglich auch nur irgendwelche Bauteile in der Spurweite N und für ein ÖBB-Modell industriell zu beziehen. Selbst die Idee, Bauteile wie Federpakete, Puffer etc. aus der Bastelkiste zu nehmen war illusorisch, es gab keine solche! Dennoch, es sollte eine DB-Köf werden - in N! Die Bauzeichnung hatte ich in der Zeitschrift "Eisenbahn-Magazin" entdeckt, der Rest war der Glaube an die Machbarkeit, so einen Winzling, knappe 4cm lang, selber bauen zu können.

Auf Schreibmaschinenpapier wurden die benötigten Bauteile im Maßstab 1:160 gezeichnet, auf 0,2mm Messingblech geklebt und mit einer Schere ausgeschnitten. Fenster- und Türöffnungen wurden mit einem ersten, batteriebetriebenen, Bohrzwerg angebohrt, mittels Laubsäge ausgesägt und mit kleinen Schlüsselfeilen nachbearbeitet. Zum löten hatte ich damals lediglich einen 60-Watt Lötkolben! Das sind die Riesendinger mit gebogener Lötspitze, aber - es ging! Nietreihen wurden mittels spitzgefeilter Reißnadel entlang einem Lineal in das Blech gedrückt, manches Detail mit der Reißnadel graviert. Für Federpakete, Puffer und Fahrwerk mussten defekte N-Wagen "geopfert" werden.

Damals gab es auch noch nicht das Arnoldmodell, insofern blieb mein "Erstling" ein nicht angetriebenes aber rollfähiges Modell. Und, hinsichtlich der Detailierung konnte man natürlich keine besonderen Ansprüche erwarten, aber das tat der Freude am ersten Modell ( in N! ) keinen Abbruch. Es blieb auch ein Messingmodell, geeignete Farben für eine realistische Lackierung hatte ich damals auch nicht.

Eine lange Geschichte für ein kleines Modell: gut 20 Jahre später sollte die Eigenbau-Köf doch noch als fahrfähiges Modell Wirklichkeit werden! Auf Arnold-Fahrwerk und den Erkenntnissen mehrerer Fahrzeugbauten im kkStB-Bereich wurde dieses Projekt endlich doch zur vollen Zufriedenheit beendet.

Kapitel 2, 1984

6 Jahre später, 1984. Angeregt durch die Aktivitäten zu den Feierlichkeiten 100 Jahe Arlbergbahn und der Entdeckung des Buches "Dampfbetrieb in Alt-Österreich 1837 - 1918, Verlag Slezak" keimte langsam wieder der Wunsch solche Dampflokomotiven auch im Modell auf der Anlage fahren zu sehen. Da, wie allen Leidensgenossen bekannt sein wird, von der Industrie kaum Modelle erhältlich waren (schon gar nicht in N!!) reifte bald der Entschluss, es doch wieder mit dem Selbstbau zu versuchen. Entscheidende Hilfe brachte ein im "Eisenbahn-Magazin" veröffentlichter Bericht bzw. die komplette Gebrauchsanweisung zur Anwendung der Ätztechnik. Damit konnten nun, mit respektablem Aufwand, also nun all jene Bauteile exakt hergestellt werden, die für so ein kkStB-Modell notwendig wären... dachte ich...

So wurden die benötigten Bauteile im Maßstab 1:50 auf einem A3-Zeichenpapier konstruiert (da sich so alle Details ca. 3x größer zeichenen ließen und die Bauzeichnung nachher auf 1:160 fotografisch verkleinert wurde), ebenso beide Seiten des späteren Ätzfilmes, die ein, damals noch überall vorhanderner, Fotoladen dann auf Reprofilm, 1:160, kopierte, (Reprofilm, absolut notwendige Utensilie um dann die fotopositiv beschichteten Messingplatten zu belichten. Genauere Beschreibungen dazu in der Rubrik "Ätztechnik" ).

 Für die dutzenden Rundteile einer Dampflokomotive mussten dann aber doch wieder eigene Verfahren entwickelt werden (damals fast undenkbar): Puffer, Dampfdome, Überdruckventile, Pfeife usw. Viele Bauteile die es nirgends zu kaufen gab, wo hätte man diese auch beziehen können? Der Markt bot allenfalls DB/DR-Bauteile in H0, etwas weniges in N... nichts für die ÖBB, geschweige denn für die kkStB, und dann noch für die seltene Spur N!

Obwohl trotz aller Schwierigkeiten so dennoch ein Modell der kkStB-Reihe 79, Tenderlokomotive, von 1884 entstand, scheiterte auch dieser Anlauf an den Schwierigkeiten ein funktionelles Getriebe zu erhalten. Der Versuch aus Getriebeteilen einer Industrielok einen Antrieb für die 79er zu bauen scheiterte (auch an der mangelnden fachlichen Erfahrung...). Die Idee ein Industriefahrwerk zu verwenden scheiterte immer an den absolut unpassenden Achsständen deutscher Lokomotiven zu denen der kkStB! Dieses Modell der Rh79 hat es letztendlich, nach einem späteren Versuch die Lok aufzuarbeiten, qualitativ nicht überlebt. ( Wird aber demnächst neu entstehen)

Das nächste Bild zeigt die prinzipiellen Schritte zur Konstruktion einer Lok im Modell anhand der ÖBB-Reihe 2060: Gesamtansicht, Grund- und Aufriss, div. Querschnitte, Getriebkonstruktion sowie letztendlich (ganz unten), die Konstruktionzeichnungen der Bauteile für den Ätzfilm. Diese Zeichnungen wurden am PC mit einem einfachen Malprogramm erstellt ( Paint, ein CAD-Programm ist dafür nicht unbedingt erforderlich )! Das Prinzip solcher Bauzeichnungen hat sich von 1978 bis heute nicht geändert!

 

 

Kapitel 3

 1995, die Entstehung der kkStB Reihe 73 im Maßstab 1:160

Bedingt durch familiäre und berufliche Veränderungen, das Modellbahnhobby kam gar arg zu kurz, kam es erst 1995 zum nächsten Versuch eine Lokomotive kkStB zu bauen. In der Zwischenzeit war eine "industrielle" Modellbahnanlage entstanden ( d.h.  die Gebäude waren handelsübliche Industriebauten, ohne österreichischen oder gar Arlbergbahn- charakter) auf der diverse ÖBB-Modelle (z.B. BR 50, Fleischmann) zum Einsatz kamen Der Wunsch echte kkStB-Maschinen auf einer, wenigstens, arlbergähnlichen Anlage fahren zu sehen, war nach wie vor nur ein Traumgedanke. Die Hoffnung auf ein Industriemodell hatte ich inzwischen endgültig aufgegben.

erste Schritte:

Nach dem Umbau dieser Anlage und der Ausstattung mit original Arlbergbauten (siehe Rubrik "Gebäudebau") fehlten also nur noch die passenden Lokomotiven und so wurde das alte Projekt einer kkStB Rh73 wiederbelebt: die Konstruktionszeichnung, im Maßstab 1:50, war noch aus dem Jahre 1986 vorhanden und der Antrieb konnte, mit kleinen Kompromissen, über einen Triebtender der Fa. Fleischmann (BR53) sicher gestellt werden. Insofern vereinfachte sich die Gesamtkonzeption auf die Konstruktion einer lauffähigen Lokomotive und einer Tenderhülle auf Industriefahrwerk.

Realisierung:

Nicht zuletzt aus finanziellen Überlegungen wollte ich den doch enormen Aufwand für 3 Zeichnugen 1:50 und das kostenintensive Umsetzen auf Reprofilm einsparen und entschied mich dafür, den Ätzfilm direkt im Maßstab 1:160 mittels "Rotring Tuschefedern" auf Transparentpapier zu zeichnen. Zwar erforderte dies einiges an Kompromissen in der Detailierung, erschien mir aber im Hinblick auf die Baugröße als machbar, zumal ich nie ein "Nietenzähler" war. Auf diese Weise entstanden die beiden älteren Versionen der 73, die 73.01 und die 73.46

Da das Fahrwerk absolut maßstäblich sein sollte wurden die Räder selbst gefertigt, durch übereinander löten mehrer geätzter 0,5mm Neusilberscheiben und einer Spurkranzscheibe aus 0,3mm NS. Das Deckblatt der Räder zeigt so das typische "Gesicht" der Scheibenräder dieser Lok. Der so erstellte Rohling eines Rades wurde dann auf einer Achse in der Mini-Bohrmaschine bei mittlerer Drehzahl auf Maß gefeilt. Um im Achsabstand maßstäblich zu bleiben wurden die Spurkränze der beiden mittleren Kuppelachsen auf 0,2mm abgedreht. Etwas problematisch war dann die elektrische Isolierung der rechten Fahrwerkseite (positive Fahrspannung) vom Lokrahmen (Masse). Die Metallräder übertragen ja den Strom über die Treib- und Kuppelstangen auf die Teile der Steuerung und damit auf den Lokrahmen, was zu Kurzschlüssen führen würde. Letztendlich gelang es mir, die Lager der Treibstange mit einer Kunststoffeinlage vom restlichen Gestänge zu isolieren.

Das Bild zeigt einige wesentliche Baugruppen Tender/Lokfahrwerk.

  

Griffstangenhalter und andere Details: Vorher nimmt man nun all dies kleinen Teile, die zum Bau einer solchen Lok im Maßstab 1:160 unbedingt notwendig sind? Kaufen? Unmöglich! (damals) Was also tun?

1983 stieß ich zufällig auf die amerikanische Modellbahnzeitschrift "Model Railroader". Ziemlich eindrücklich, die dort gezeigten hervorragenden Selbstbauten, die oft mit einfachsten Mitteln realisiert wurden (Nietreihen mit der Schreib-maschine in 0,2mm Polystyrol-Blätter getackert... für ein SUPER Spur 0 Modell!), ausführlich bebildert und beschrieben, wobei zum Verstehen dieser Zeitschrift ein bischen Grundenglisch und ein Wörterbuch völlig ausreichten! Und so langsam dämmerte es mir, man stellt diese Teile genau so her wie im großen, nur eben mit kleineren Mitteln...

Griffstangenhalter der 1. Generation: ein Stück Messingdraht, 0,3mm Durchmesser, wird im Mini-Schraubstock an einem Ende auf ca. 0,5 - 1mm flach gequetscht. In diese Flachstelle wird mittels Minibohrer möglichst nahe am Runddraht ein Loch, 0,3mm Durchmesser gebohrt. Vorteihaft, die Verwendung so genannter Spirec-Bohrer, sie haben einen dicken, stabilen Schaft ( 1mm und mehr ) und an der Spitze einen Bohrer mit dem gewünschten Durchmesser, 0,1 - 0,2 - 0,3 -0,4 mm, usw., mit diesen ist es möglich absolut exakt zu bohren. Nachteil, sie sind "sauteuer" und brechen schon bei kleinsten Verspannungen am Werkstück! Andererseits kommt man mit den billigen "biegsamen" Minibohrern auch nicht wirklich weiter. Übrigens, werden an das "Bohrloch" keine absolut perfekten Anforderungen gestellt, so lässt sich auch ein abgebrochener Spirec-Bohrer noch ein Weilchen weiter verwenden...

Letztendlich wird der so gebohrte MS-Draht auf eine Länge von 3-4mm abgezwickt, der Überstand der Öse (mehr als 0,5mm) kann später abgefeilt werden, der erste Griffstangenhalter ist fertig! Eine Lok der Reihe 73 hat ca. 15 Stk.davon. So lassen sich nun alle Stangen und Griffe der Lok aus 0,2mm MS-Draht vorbildgerecht an der Lok befestigen. (der MS-Draht wurde natürlich vorher, je nach Bedarf, mit Lötzinn versilbert...)

Griffstangenhalter der 2. Generation: sie konnten am PC gezeichnet und mittels Ätztechnik hergestellt werden...

 

Grundsätzlich lässt sich also trotz aller Schwierigkeiten jedes Teil manuell herstellen, mit etwas Übung gelingt es auch extrem kleine Details z.B. aus 1mm MS-Draht in der Bohrmaschine  mit Minifeilen zu "drehen", Pufferteller, Dampfpfeife usw. selbst die komplexe Speisewasserpumpe (das bronzefarbene Teil unter dem Führerhaus) wird machbar, wenn man den 1mm MS-Draht auf 0,3mm "abdrehen" gelernt hat!

Blattfedern: ein typisches Detail historischer Fahrzeuge ( bis in die Neuzeit erhalten) sind die Blattfedern! Für die Reihe 73 wurden 0,2mm dünne und 1mm breite Federblechstreifen zu einer typischen Urform verlötet, diese wurde dann in selbstaushärtender Knetmasse abgeformt und mittels Zinnguß reproduziert. Für die Reihe 48 sollte es ein aufwändigeres (Vorbild-)Verfahren werden, 10 Streifen 0,1mm dickes und 0,5mm breites geätztes NS-Blech wurden zu je einem Federpaket verlötet.  0,4mm H0-Nieten, etwas bearbeitet, bilden die beiden Halterungen. Die 48 hat "nur" 6 solcher Blattfedern.

to be continued... :-)