Der Eigenbau einer platzsparenden Kofferanlage für die Spur N

Größe: zusammengeklappt b80xt40xh30cm, offen b80xt80xh15cm

  

Kein Platz ist keine Ausrede! Diese Meinung vertrat schon vor vielen Jahren so manche Redaktion der bekannten Modellbahnzeitschriften wenn es um das Thema "wohin mit der Modellbahnanlage" ging. Einen brauchbaren Entwurf für eine Kofferanlage als Lösung hatte vor einigen Jahren das "Eisenbahn Journal" veröffentlicht, wenn auch nur als Oval einer H0-Anlage. Eine betrieblich wie technisch gelungene Variante von mir mit einem 3-fach! Oval inkl. Schattenbahnhof für die Spur N soll im folgenden vorgestellt werden:

Quadratisch, praktisch, gut.... so lautete seinerzeit die Werbung für eine Schokolade und die MIBA bzw. PitPeg liehen sich den Slogan für einen Modellbahnentwurf aus. Mehr aus praktischen Überlegungen zu den Abmessungen entstand diese Kofferanlage in quadratischer Form, 2 Hälften zu je 80x40cm.

Bild 1: Die aufgeklappte Kofferanlage. Die beiden oberen Brücken, die beiden grauen Teile mittig links und rechts, werden erst für den Betrieb eingesteckt und sind auch für die elektrische Verbindung zwischen den Streckenteilen zuständig (Eigenbaukontakte aus Lötnägeln). Das, abklappbare, Stellpult beinhaltet 2 elektronische Thyristorfahrregler (Eigenbau) für 2 Fahrkreise, die Taster für Weichen und Entkuppler sowie Schalter für Abstellgleise und Licht. Die Stromversorgung erfolgt über 2 Stk. 12 Volt-Steckernetzteile (weitere wichtige Details dazu weiter unten, unter "Elektrisches"!) Über entsprechende Kabel lassen sich natürlich auch normale Modellbahntrafos bzw. eine Walk-Around-Control-Einheit anschließen.

Zunächst ein paar technische Angaben zum Anlagenentwurf: Wie auf dem, als Gleisplanersatz gedachten, Foto zu erkennen ist, es gibt einen 3-gleisigen Bahnhof mit nach rechts anschließender Steigungsstrecke, welche im großen Bogen den Bahnhof überquert um im anschließenden Schattenbahnhof zu entschwinden. Der Schattenbahnhof bietet 2 Zügen Platz wobei die "Normlänge" für einen klassischen Nahverkehrszug ( kurze Lok mit 3 Vierachsern) ausgelegt ist. So können jedenfalls 3 Züge auf der "Hauptstrecke" im Richtungsbetrieb verkehren. Der Schattenbahnhof wird durch einen Hügel bzw. ein Plateau weggetarnt, die dazu notwendigen Tunnelportale befinden sich jeweils kurz vor den Bogenweichen. Die Landschaft darf über den Schattenbahnhofsgleisen nicht viel höher als 6cm aufsteigen, da sie sonst über den oberen Rand hinausragt und dies nur soweit zulässig ist, als dass da, im zusammengeklappten Zustand, keine Bereiche im unteren Anlagenteil berührt werden, siehe Bild 3!

Ein besonderer betrieblicher Leckerbissen, das kleine innere Oval auf Ebene 0. Hier konnte ein so genanntes "load in, empty out" (oder umgekehrt) realisiert werden. "Load in, empty out" kommt aus dem amerikanischen Modellbau und beschreibt eine "gedachte" Rangiersituation: auf der einen Seite fährt ein leerer (empty) Wagenzug in ein z.B. Schotterwerk (Kohlemine) zum beladen, dieser Leerwagenzug wird über eine getarnte Tunnelstrecke zu einer Verbraucherindustrie (z.B. Betonwerk, Kohlehändler) geschoben und dort als "entladener Wagenzug abgefahren. Der beladene (load) Zug fährt vom Schotterwerk über eine sichtbare Gleisstrecke (hier Gleis 3) zum Verbraucher um im Betonwerk (unsichtbar) entladen zu werden, (tatsächlich werden die vollen Wagen aber nur durch die unsichtbare Tunnelstrecke geschoben, um als beladene Wagen beim Steinbruch wieder abgeholt zu werden.) Ebenso fährt ein Leerwagenzug vom Verbraucher über die sichtbare Gleisstrecke - DKW -> Gleis 3 -> Bogenweiche -> Abstellgleis - zum Schotterwerk und wird von dort, getarnt im Tunnel zum Verbraucher durchgeschoben.

Das Ganze funktioniert mittels 2-er Wagenzüge, der eine ist beladen, der andere leer (sie müssen natürlich aus exakt den gleichen Wagen bestehen und in der Länge genau zwischen die beiden Entkuppelgleise passen). An diesem inneren Oval sind links diese 2 Entkuppelgleise zu erkennen, das eine unmittelbar kurz hinter der DKW, das andere knapp vor dem Abstellgleis. Hat z.B. die Rangierlok den leeren Wagenzug am Schotterwerk abgestellt, fährt sie zurück in den Bahnof um, nach dem abwarten diverser Hauptbahnzüge und anderer Rangiermanöver, einen leeren Wagenzug aus dem Betonwerk abzuholen (weiß ja niemand, dass das die selben leeren Wagen sind, die kurz vorher da im Tunnel abgestellt wurden...), dann stellt sie die leeren Wagen vorübergehend ab und rangiert die wartenden beladenen Wagen in das Betonwerk. Dann werden die leeren Wagen über die sichtbare Strecke auf das hintere, sichtbare, Abstellgleis geschoben, die Rangierlok nimmt die beladenen Wagen an den Haken und stellt diese im Bahnhof ab, fährt zurück zum Schotterwerk und stellt die leeren Wagen im Schotterwerk ab - das Spiel beginnt von neuem.... Landschaftlich befindet sich das Betonwerk kurz hinter der DKW auf dem hinteren Anlagenteil exakt über dem 1. Entkupplergleis, eingeklemmt zwischen Bahnhofsausfahrt, Brücke der Bergstrecke und Güterschuppen an Gleis 4. Hinter einem Hügel, der auch die Tunnelstrecke wegtarnt, steht über Entkupplergleis 2 das Schotterwerk (die Entkuppelgleise sollten nicht mehr sichtbar sein, bzw. exakt in der jeweiligen Torausfahrt zu liegen kommen, was die Zielgenauigkeit beim entkuppeln erleichtert.).

Hier nun ein Vorschlag zur landschaftlichen Gestaltung. Es bedeuten 1 - Bahnhof, 2 - Güterschuppen, 3 - Betonwerk, 4 - Kieswerk (oder andere "load-empty Industriebetriebe"). Rechts vom Güterschuppen, unter der Brücke, befindet sich noch das Freiladegleis. Als Gleismaterial kamen normale 15° Weichen sowie R1/R2-Bogenweichen von Roco zum Einsatz. Im Schattenbahnhof übernehmen 2 Weichen von Arnold mit Stopweichenfunktion die Zugsteuerung.

Weitere Rangieraufgaben... dafür sind die Abstell- bzw. Güterschuppengleise im Bahnhof gedacht, Sägefahrt auf Gleis 4 (von unten nach oben), Entkuppelgleise in Gleis 2 für Zugbildungsaufgaben und, ganz rechts unten ein Gleis für einen Lokschuppen. Nicht ztu vergessen, manche Arnold-Lokomotiven haben die geniale Simplex-Kupplung!

Auch denkbar, während auf der Hauptstrecke die Züge im Automatikbetrieb verkehren, wird auf der Nebenbahn ausgiebig rangiert, oder es verkehrt dort eine Überland-Straßenbahn. Der linke Gleisbogen des kleinen Ovals sollte aber immer weggetarnt und als unsichtbare Wartestelle genutzt werden. Der zugegebener Maßen etwas starre Gleisplan des Bahnhofes (Industriegleise) könnte durch Verwendung von Flexgleisen wesentlich harmonischer und fließender gestaltet werden.

 

Bild 2: recht gut ersichtlich, die Holzdübel mit passenden Löchern im Gegenstück. Das Stellpult wurde mit Klavierband befestigt. Besonders interessant, die gebündelte Kabelführung zwischen den Modulen, am linken Klappscharnier ersichtlich, 2x 10mm Kunststoffrohr führen die Kabel vom Haupt- zum oberen Klappteil.

Aufbau der Anlage:

Sämtliche Anlagenteile bestehen aus 2x2cm starken Holzleisten, welche mit 0,4mm dicken Hartfaserplatten beplankt (lediglich verleimt) wurden. Die Bodenplatten (4mm Sperrholz) wurden mit nur 1cm dicken Holzleisten verstrebt (Bild 4) um genügend Lichtraumprofil für die unterirdische Kabelführung zu erhalten. Die Scharniere wurden etwas versenkt in die Querträger eingelassen. Alle arretierenden Klappverbindungen bestehen aus 6mm Holzdübeln und passenden Löchern im Gegenstück. Dies betrifft nicht nur die passgenaue Verbindung der beiden Hauptteile im zusammengeklappten Zustand und des abklappbaren Stellpultes, sondern, es wird so auch die passgenaue Verbindung im aufgeklappten Zustand gesichert (Dübel und Löcher der "Innenseite" auf Bild 3 ersichtlich). Wobei hier, bei den exakt notwendigen Gleisübergängen, zusätzlich ein Trick aus dem Eisenbahn-Journal Verwendung fand: auf eine Länge von ca. 2cm werden die Kunststoffschwellen der Gleise entfernt und durch 1,5mm kupferbeschichtete Epoxyplatinen ersetzt. Das Schwellenprofil kann dabei in die Kupferbeschichtung eingefräst werden, wichtig ist in jedem Falle das trennen der Kupferbahnen zwischen den Schienen (Kurzschluss!), die Schienenprofile werden einfach auf der Kupferschicht angelötet, dies garantiert eine stabile Schienenbefestigung im Bereich der Übergänge! (Achtung für Ungeübte: die Kupferbeschichtung ist auch nur geklebt, bei übermäßiger Erwärmung/"braten" durch den Lötkolben kann sich diese lösen!) Die, im zusammengeklappten Zustand, offene Rückseite (Bild 3) wird durch eine passgenaue Hartfaserplate und Holzdübel verschlossen, an der Vorderseite sorgt ein Kofferschloß (im wahrsten Sinne des Wortes) für eine sichere Verbindung der beiden Anlagenteile.

Alle elektrischen Verbindungen werden an die linke obere Ecke des vorderen Anlagenteils geführt, von dort verbinden alle Kabel durch 2 Kunststoffröhren, die beiden Module. Dadurch wird eine flexible Kabelverbindung der beiden Anlagenteile erreicht (unbedingt flexible Litzen verwenden!)

Bild 3: die zusammengeklappte Kofferanlage. Diese Rückseite wird noch durch eine passende Platte, Hartfaser, verschlossen und mit Steckdübeln fixiert. Gut ersichtlich, die Höhenanpassung der beiden Teile: reicht kein Objekt (Gebäude, Baum usw.) wesentlich über die große Querbrücke des unteren Anlagenteils hinaus, dürfen alle Landschaftsteile des oberen Teiles deutlich in die untere Hälfte ragen, was die landschaftliche Überbauung der rückwärtigen Abstellstrecke doch wesentlich erleichtert.

 

Bild 4: die Unterseite des Hauptteiles. Auch diese Seite wird mit einer Hartfaserplatte verschlossen um die Kabel zu schützen.

Elektrisches:

Da die Stromversorgung mittels 2-er 12V Wechselstrom-Steckernetzteile erfolgte, musste für die Weichen ein elektronischer Schaltverstärker eingebaut werden. Dieser besteht lediglich aus einer Diode (1N4001) und einem Elektrolytkondensator (2200u), so baut sich am Elko eine Effektivspannung von ca. 16 Volt auf, die absolt ausreicht um die Weichen sicher zu schalten. Da auf der Kabelseite lediglich 1cm Platz (Höhe) vorhanden ist, fand dieses Bauteil unter dem linken Brückenkopf Platz (orangefarbiges Teil).

Die Weichen werden korrespondierend geschaltet, d.h. für gegenüberliegende Weichenpaare wird nur eine Weiche mittels Tasten betätigt, die anderen folgen dann entsprechend der erforderlichen Weichenstellung durch Parallelschaltung. Diese Schaltungsart spart doch erheblich Verdrahtungsaufwand, da so eben nicht alle Weichen einzeln verkabelt und betätigt werden müssen.

Nochmals erwähneswert die Verwendung von 2 Trafos, einer für Zug- und Schaltbetrieb, der andere vorzugsweise für Licht und andere "empfindliche" Stromkreise um ein flackern der Beleuchtungen zu verhindern (Störimpulse durch Magnetartikel, Zug usw.)